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Wenn das Ende gekommen ist – die 5 Phasen der Trauer

Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, und gerade die Tiefen sind oftmals schwer zu verarbeiten. Als Bestatterin für Menschen und Tiere habe ich bemerkt, dass jeder, der ein geliebtes Wesen – egal ob Mensch oder Tier – verloren hat, ganz unterschiedlich mit Trauer umgeht, der eine laut, der andere still, mancher auch zornig oder total starr. Aber jeder Mensch muss nach diesem elementaren Verlust seine Trauerzeit ganz individuell durchlaufen, um am Ende mit seinem Schmerz fertig zu werden und das Geschehene anzunehmen.

Wissenschaftlich anerkannte Trauermodelle können dabei helfen, unsere Gefühle besser zu verstehen und anzunehmen.

Elisabeth Kübler-Ross, eine 2004 verstorbene schweizerisch-amerikanische Psychiaterin, setzte sich in ihrem 5-Phasen-Modell mit dem Thema Sterben auseinander. Andere Modelle gehen von 4 Phasen aus, lehnen sich aber inhaltlich an die Ausführungen von Kübler-Ross an. Ich finde das 5-Phasen-Modell am zutreffendsten, es deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Ich glaube, dass man mit Hilfe dieser Phasen im Falle eines Verlusts oder einer Trennung seine Gefühle besser einordnen und eher wieder zu einer positiven Einstellung kommen kann.

Allein die Beschäftigung mit dem Thema Trauer, Verlust und Sterben durchbricht ja unser gesellschaftliches Tabu. Das gibt uns Selbstbestimmung, Mut und Zuversicht zurück: Es schenkt die Möglichkeit, uns mit allen dazugehörenden Emotionen dem Unvorstellbaren zuzuwenden und den Tod als zum Leben gehörend anzunehmen. Ganz besonders tröstlich finde ich dabei den Gedanken, dass wir mit dem Durchfühlen von Trauer nicht allein, sondern mit allen Menschen und Tieren auf immer verbunden sind.

1. Phase: Wir wollen es einfach nicht wahrhaben

Wenn ein Tier stirbt, ist unsere erste Reaktion ganz oft, den Tod einfach nicht anzunehmen. Es kann vorkommen, dass wir ärztliche Befunde nicht anerkennen und verzweifelt der Meinung sind, dass es sich um eine Fehldiagnose handeln muss. Manchmal suchen wir auch nach einem Schuldigen wie z. B. den Tierarzt, oder wir machen uns schwere Selbstvorwürfe. Hätten wir uns anders verhalten sollen?

2. Phase: Wut und Zorn füllen uns ganz aus

Natürlich dürfen wir wütend sein, schließlich ist es für unser persönliches Gefühl total ungerecht, dass wir unser Liebstes verloren haben oder verlieren werden. Manchmal kommt sogar Neid auf die Menschen, deren Tieren es gut geht, in uns auf. Wir haben große Angst, mit dem Tod unseres Lieblings niemals fertig zu werden.

3. Phase: Wir versuchen zu verhandeln, manchmal auch mit dem lieben Gott

Oft kommen an dieser Stelle kindliche Verhaltensweisen hoch: Erst sind wir zornig, dann versuchen wir zu verhandeln, z. B. einen Kompromiss mit Gott zu schließen, vor allem dann, wenn das Ende unseres kleinen Lieblings kurz bevorsteht. Wir kommen auf alle möglichen Ideen, wir zünden Kerzen an in der Kirche oder versprechen die unmöglichsten Dinge. Auch wünschen wir uns manchmal, unser Tier im Traum wiederzusehen. Diese Phase dient der Auseinandersetzung mit dem Schmerz und der Möglichkeit, unseren Verlust zu verarbeiten.

4. Phase: Alles ist düster und schwermütig, wir erleben eine depressive Zeit

Unsere Erstarrung und der empfundene Zorn werden jetzt von Gefühlen der Leere und der Verzweiflung abgelöst. Es ist meist eine Zeit der Zurückgezogenheit und der Schwermut. Wir haben das Gefühl, dass es niemals mehr besser werden kann. Wir gehen in dieser Phase nicht gern unter Menschen, weil wir fürchten, auf den Verlust unseres geliebten Tiers angesprochen zu werden. Tiefe Traurigkeit umfängt uns, und wir weinen viel. Gerade jetzt ist es sehr wichtig, diese Gefühle zu durchleben und die Trauer und Tränen zuzulassen.

5. Phase: Anerkennung und Akzeptanz kann zu emotionaler Gesundung führen

Diese letzte Phase ist wohl die schwierigste im Verlauf unserer Trauer. Wir erkennen desillusioniert an, dass wir einen Verlust erlitten haben, der niemals mehr rückgängig gemacht werden kann. Kein einziger Kompromiss hat funktioniert, und niemand konnte und kann uns wirklich helfen. Wir müssen lernen, das Vakuum, das der Tod unseres geliebten Tieres mit sich bringt, mit neuem Leben zu füllen und wieder Freude zu empfinden.

Trost in dieser schweren Zeit ist wichtig und hilfreich.

Auch wenn wir im Moment sehr traurig sind und es noch gar nicht fassen können, dass das gemeinsame Leben mit unserem kleinen Freund nun zu Ende ist, gibt es doch Gedanken und Vorstellungen, die uns Trost spenden.  Sie können helfen, unsere Mutlosigkeit zu überwinden und wieder Hoffnung zu fühlen.

Wir dürfen uns klar machen, dass wir – so gut wir es nur konnten – alles für unseren Liebling getan haben. Es ist wichtig, dass wir uns die Gewissheit erlauben, dass unser geliebtes Tier ein schönes Leben bei uns hatte. Und wenn es ein hohes Alter erreicht hat, dann sollte uns bewusst werden, wie lange unser Schatz an unserer Seite war und wie   viel Glück wir uns gegenseitig geschenkt haben.

Ich glaube, dass tiefe Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, Verständnis und Zuspruch von Freunden und insbesondere schöne Erinnerungen eine große Hilfe sind, die 5 Trauerphasen zu durchlaufen und nach einer Weile wieder in einem erfüllten Leben anzukommen.

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3 Kommentare. Leave new

  • Thomas Richter
    18. September 2022 22:35

    Unserer Hund war eine Wasserratte. Sie ist immer kopfüber ins Wasser gesprungen und war nicht mehr zu halten, wenn sie Wasser sah.

    Eines Tages fiepte sie leicht beim Reinspringen. Wir dachten, dass sie sich einen Splitter eingezogen hätte, aber es wurde nicht besser, eher viel schlimmer. Also sind wir zum Tierarzt gegangen. Der Tierarzt schaute sich die Pfote an und sagte, dass da nichts wäre, und schickte uns weg.

    Die Tage vergingen und Jule, so hieß sie, jaulte bei jeder Bewegung und lag nur noch unter dem Tisch. Also sind wir nochmal zum gleichen Tierarzt gegangen. Der röntgte ihre Pfote, nahm Blut ab und sagte, dass sie wahrscheinlich simuliert, aber er schickte uns zu einem anderen Tierarzt.

    Am nächsten Tag gingen wir dann zu diesem Tierarzt. Er schaute sich Jule an und machte ein Rontgenbild von ihrer Schulter. Er zeigte uns das Bild. Man sah keine richtige Schulter mehr. Der Knochenkrebs hatte ihre ganzen Knochen zerfressen, und sie lebte nur noch für uns.

    Es war so schlimm, dass sie Morphium für ihren letzten Tag bekam. Sie durfte an dem Tag alles essen, was sie wollte, denn am nächsten Tag erlösten wir sie.

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  • Liebe Frau Voß,

    Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen zu Ihrem großen Verlust.

    Ich glaube, ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Trauer mit der Zeit milder wird. Aber sie wird Ihnen wahrscheinlich erhalten bleiben, fast wie eine Freundin, auf die man sich getrost verlassen kann. Ich nehme sie an als liebenden Ruf aus Zeit und Raum. Und spater, irgendwann, kann man sich (fast) ohne Schmerz erinnern und über die geschenkten gemeinsamen Momente dankbar sein.

    Alles Liebe für Sie,

    Susanne Wagner
    Tierbestattungen Sonnentiere

    Antworten
  • Danke Ihnen.
    Mein 14-jähriger Hund ist vorgestern in meinen Armen gestorben, und ich kann das teils echt bestätigen.
    Es wird bestimmt immer ein wenig weniger schmerzhaft, hoffe ich!

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